Wien 09.06.2025
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Man will die Verteidigung möglichst ausschalten, alles soll auf den Angeklagten selbst gestellt sein. Franz Kafka – Der Prozess.
Das Individuum als Opfer der Absurdität der Bürokratie. Es klingt wie eine surreale Szene. Wenn eine Person unerwartet verhaftet und eines Verbrechens angeklagt wird, das sie nicht begangen hat, und wenn das einzige Argument für die Anklage ein von der Staatsanwaltschaft und dem Gericht geheim gehaltener Gesichtserkennungsalgorithmus ist, handelt es sich um eine literarische Fantasie direkt aus Franz Kafkas berühmtem Roman.
Die Lüge wird zur Weltordnung gemacht. Franz Kafka – Der Prozess.
Das ist doch nur eine literarische Fantasie? Nein, das ist die Realität, der Alptraum eines unschuldigen Mannes, der von einem Computeralgorithmus zum Täter eines Mordes auserkoren wird. Das können wir in einem Artikel nachlesen, der am 6. Juni auf Uncut-News veröffentlicht wurde: Schuldig durch Algorithmus – das kann auch Ihnen passieren.
Man muss nicht alles für wahr halten, man muss es nur für notwendig halten. Franz Kafka – Der Prozess.
Jeder von uns kann angeklagt und verurteilt werden. Man muss nur ein Computerprogramm über seine Physiognomie entscheiden lassen. Ein Alibi? Vielleicht erinnern Sie sich daran, was Sie an einem bestimmten Tag vor vier Jahren gemacht haben? Haben Sie dafür Zeugen? Nein. Dann sind Sie schuldig – unser Computer hat es gesagt.
Seltsamerweise identifizieren die Algorithmen nicht die wahren Verbrecher. Vielleicht liegt es daran, dass einer von ihnen den gefährlichsten Virus veröffentlicht und ihn die Fenster (Windows) genannt hat.
Was für ein Versäumnis! Den Verhafteten werden schließlich Uhren, Gürtel und vor allem Krawatten abgenommen, damit sie nicht wie ihr Kumpel Epstein enden.
Die Polizei nutzt gerne die Rasterfandung. Es erleichtert ihre Arbeit, und sie muss Kriminelle nicht selbst aufspüren, wenn ein Computer das für sie erledigen kann. Wenn ein Algorithmus Ihr Gesicht auf einem Überwachungsvideo in der Nähe eines Tatorts und, Gott bewahre, zu einem Zeitpunkt kurz vor dem Ereignis entdeckt, haben sie Sie schon. Ein aufrichtiges Geständnis wirkt sich strafmildernd aus! Sie brauchen nicht einmal Denunzianten – freundliche Informationsanbieter.
Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Franz Kafka – Der Prozess.
Die Augenbinde von Temida dient nicht der Gerechtigkeit. Diese Binde ist hohl – sie hält die mächtigeren und wohlhabenderen Kriminellen aus der Schlinge.
Man glaubt an sie, bis man ihr zum Opfer fällt.
In dem fraglichen Artikel ist der Beschuldigte ein zufällig ausgewählter Bürger. Es ist unerheblich, wen er bei der Wahl gewählt hat – es handelt sich nicht um einen politischen Prozess. Es ist eine Politik der Unterdrückung, die es erlaubt, jede Person zu verurteilen, unabhängig davon, was sie getan hat.
Man sagt uns, dass wir in einem Rechtsstaat leben, obwohl die Straffreiheit nur für einige wenige ein zentraler Grundsatz des staatlichen Aktivismus ist. Wenn Schuld nicht bewiesen ist, sondern als Vorwand für eine Bestrafung dient, wird das Gesetz zu absurden Handlungen getrieben, die den Grundsätzen der Logik und des gesunden Menschenverstands widersprechen.
Wie ein Hund! sagte er, es war, als sollte die Scham ihn überleben. Franz Kafka – Der Prozess.
Autor des Artikels: Marek Wojcik
E-Mail: worldscam3@gmail.com
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